Viele Autoren wettern gegen Schreibratgeber. Manche vergleichen sie mit Schulbüchern für Kinder, andere mit Werken Satans. Wieder andere haben noch nie auch nur daran gedacht, jemals einen vor die Nase zu nehmen.
Die Argumente gegen Schreibratgeber sind vielfältig:
- Es gibt beim Schreiben keine Regeln
- Ich will mir nichts vorschreiben lassen
- Ratgeber verunsichern nur
- Ich will meine Fehler selbst machen und daraus lernen
- In diesen Büchern steht eh nix Neues drin
Schreibratgeber sind voller Vorschläge – nicht voller Regeln
Zu
(1): Dies ist richtig, und ein guter Ratgeber würde das Wort ‘Regeln’ nicht benutzen. Im Englischen spricht man gerne von ‘tools’, und daran sollte man sich auch orientieren. Es sind Vorschläge/Hilfsmittel – immerhin heißt es Ratgeber und nicht Regelwerk. Und somit schreiben sie einem auch nichts vor
(2).
Ja, Ratgeber können einen schnell verunsichern (3), immerhin findet man Tipps, die man schon im ersten Kapitel 97-mal missachtet hat. Aber bedenke: Ob und wie man diese Ratschläge umsetzt, ist jedem selbst überlassen. Mach dir deine eigenen Gedanken darüber! Nimm dir Zeit und schau dir an, wie andere Autoren einen Ratschlag umsetzen. Und dann überleg dir, wie du als Leser das am liebsten präsentiert bekommen hättest.
Zu (4): Dies ist eine super Einstellung, doch ich fürchte, der Lernprozess geht dann nur sehr langsam vonstatten. Wann bemerkt man denn seine eigenen ‘Fehler’? Oftmals erst, wenn andere einen darauf aufmerksam machen, z.B. Testleser oder der Lektor. Aber dies ist mit Nachteilen verbunden. Testleser haben nicht denselben Blick wie Lektoren, und Lektoren gehen den Text erst durch, wenn er bereits fertig ist. Und dann kriegt der Autor gleich eine ganze Flut an Verbesserungsvorschlägen, und es wird schwer, alle zu verarbeiten.
Hin und wieder in einem Ratgeber zu schmökern, hilft auch gegen den Tunnelblick, den man bei seinem Buch entwickelt
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe am schnellsten und effektivsten gelernt, wenn ich viel geschrieben und hin und wieder – z.B. wenn ich eine Pause brauchte – einen Schreibratgeber zur Hand genommen habe. Die Kombination hat’s gemacht.
Zu (5): Zunächst kann es sehr nützlich sein, Themen aufzufrischen oder sie aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dafür sind Schreibratgeber gut geeignet. Doch auch wenn 99% eines Buches für dich nutzlos sind – vielleicht ist es nur dieser eine Abschnitt oder auch nur dieser eine Satz, der in dir einen Aha-Moment auslöst. Wenn das der Fall ist, dann hat sich das Buch gelohnt, selbst wenn es das Hundertfache gekostet hätte. Schließlich hilft dir dieser Moment ein Leben lang.